Name   A-Go-Go
Hersteller   Williams
ProduktionszeitMay 1966
Auflage5100
IllustratorJerry Kelley
SpielfeldgestalterNorman Clark
 

» A-Go-Go ist in vielerlei Hinsicht ein besonderer Flipper... und - soweit es die nicht vollständig bekanntgegebenen Williams-Produktionszahlen ersehen lassen - auch der bis 1972 meistgebaute Williams-Flipper. Seine Rekordstückzahl von 5100 wurde erst vom » Fan-Tas-Tic übertroffen, der ironischerweise auf dem A-Go-Go-Konzept basierte. Wie sich an der Modellnummer 320 erkennen läßt, wurde A-Go-Go bereits Anfang 1965 entworfen. Der vorherige 4-Spieler » Big Chief hatte bereits die Nummer 319.

 

Allein schon die Illustration ist eine Klasse für sich. Der exzentrische Jerry Kelley Jahrgang 1922, schöpfte aus dem Vollen, nachdem er mit dem 2-Spieler » Pot'O'Gold kurz davor seinen ersten kompletten Flipper entwarf; zuvor war er für einige Williams-Flippergehäuse und Shuffle-Alleys verantwortlich. Kelley verachtete herkömmliche Farbkombinationen wie weiß-rot-blau und arbeitete gerne mit violett, pink, schwarz und grün. Das sorgte dafür, daß seine Flipper schon von weitem hervorstachen. Sein Grafikstil, aber nicht seine typischen Farbkombinationen, wurden von Christian Marche, der in völlig verschiedenen Stilen arbeiten konnte, übernommen, und hielt sich bis 1974. Kelley selbst entwarf lediglich bis 1969 Flipper, machte sich dann mit seiner Firma VSC selbständig und entwarf z.B. Fernbedienungen. Der spitzbärtige Mann im Vordergrund vom Backglass ist übrigens Kelley selbst.

Einzigartig wie die Illustration ist auch das Spielfeld, das erste 4-Flipper-Spielfeld von Norman Clark, mit seinen typischen langen Schußbahnen in den oberen Spielfeldteil. Völlig neu das Roulette, das später immer mal wieder auftauchte; mal überirdisch wie hier, oder unterirdisch. Links und rechts je von einem Paar Flipperfinger begleitet bietet sich hier ein wirklich einzigartiges Spielgefühl. Vor allem handelt es sich um ein unwahrscheinlich schnelles Spiel. Das Roulette wird entweder durch das obere Eject-Hole oder durch die erleuchteten Exit-Lanes gestartet. Relativ neuartig war die Bonus-Punkte-Anzeige auf dem Spielfeld. Wobei es sich nicht um den üblichen Outhole-Bonus handelt, sondern um eine Option durch das Roulette. Letztmalig trug hier ein Bumper die Aufschrift: Jet. Je nach Lagerbestand bzw. Zulieferungen, wurden abwechselnd farblich abgestimmte Jet-Bumper-Kontaktringe 1x grün und 2x gelb oder drei neutral weiße verwendet. Außerdem finden sich noch 4 neuentworfene runde gelbe Targets und insgesamt 6 Exit-Lanes. Erwähnenswert weil sehr ungewöhnlich, daß bei nur leicht eingedrückten Flipperknöpfen, nur die jeweils linken bzw. rechten Flipper der 2 Paare aktiviert werden, bei ganz eingedrücktem linken Knopf das komplette linke Paar und der linke Flipper des rechten Paares, und bei ganz eingedrücktem rechten Knopf das komplette rechte Paar und der rechte Flipper des linken Paares. Verstanden?

 

A-Go-Go ist in den Staaten nur wenig zu finden... Wie in den 60er Jahren üblich, wurden 4-Spieler hauptsächlich für den Export in den deutschsprachigen und französischen Raum gebaut. Schätzungsweise die Hälfte, dürfte nach Deutschland exportiert worden sein. Der Flipper war so beliebt, daß er in mehreren Auflagen gebaut wurde: von Mai 1966 bis in den Winter 1966/67. Die letzte Produktionsserie verfügte bereits über das neue Gehäuse des Nachfolgers: » Shangri-La.

  

Das Lowcharger-Cabinet konnte sich nicht durchsetzen. Auch aus dem Grund, weil viele Aufsteller mit dem Zentraleinwurf für 3 Münzen unzufrieden waren, denn wenn nur eine Münze steckenblieb, war der Flipper komplett außer Betrieb - ein Tatbestand, den sich die anderen deutschen Importeure spöttisch zunutze machten, um das System mit 3-fachem Münzeinwurf anzupreisen. Als erster 4-Spieler hatte A-Go-Go die neuen roten Start- und Flipperknöpfe aus Plastik. Somit bestand keine Gefahr mehr, einen leichten Stromschlag zu bekommen. Bei schlechter Wartung der vorherigen Flipper konnte das durchaus passieren.

Bemerkenswert auch, daß die Rückseite des Oberteils im Gegensatz zum ansonsten baugleichen Big Chief sowohl am unteren, als auch am oberen Rand, eine Traverse hat und somit eine bedeutend kleinere Backdoor aufweist. Am Rande bemerkt: Das Oberteil wird im Fachjargon immer noch Lichtkasten und Lite-Box genannt - ein ähnlich überholter Name wie Kotflügel - weil das Licht längst auch auf der Spielfläche Einzug gehalten hat.

 

Dank seiner hohen Auflage ist es noch nicht schwer, an einen A-Go-Go zu kommen und „dank“ ebay sind die Preise im Keller... Leider fehlen bei fast allen Modellen die Original-Flipperbeine. Das Lowcharger-Cabinet benötigt vorne die nur etwa 1 1/2 Jahre produzierten kurzen Flipperbeine mit 64 cm und hinten mit 73 cm.

  
Text: Christian Jacobs, bearbeitet von Markus Huber  

A-Go-Go im Film aus unserer Liste der Flipperfilme
» 2 oder 3 Dinge, die ich von ihr weiß - Deux ou trois choses que je sais d'elle   Frankreich 1967
Im Trailer ab 2:14 <p>Regie: Jean-Luc Godard</p>
» Geraubte Küsse - Baisers voles   Frankreich 1968
Regie: Francois Truffaut